Page 19 - Die Wehr 2017 07-08
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Die Einsatzleitung der österreichischen
Teilweise wurde auch versucht, mit Schaum zu löschen.
Kräfte wurde in zwei Einsatzabschnitte
aufgeteilt: Abschnitt 1 beinhaltete die
Einsatzkräfte mit den Einsatzbooten,
Abschnitt 2 jene, die zusammen mit
den ungarischen Kameraden von Land
aus die Löschangriffe durchführten.
Gerade hier stellte die Sprachbarriere
eine Herausforderung dar, aber mittels
Ungarisch, Deutsch, Englisch, Zeichen-
sprache und einigen zivilen Dolmet-
schern konnte man sich verständigen.
Folgende Erkenntnisse konnten rasch
gewonnen werden:
1. Löschwasserbedarf
Um eine mit Schilf bedeckte Hütte
dieser Bauweise vor der Wärmestrah-
lung bzw. Inbrandsetzung durch eine
in Vollbrand stehende Nachbarhütte zu
schützen, sind mindestens zwei Trag-
Dies hat sich natürlich auch auf die wei-
kraftspritzen mit einer Literleistung von
tere Einsatztaktik ausgewirkt. Sobald
mindestens je 1.200 l/min notwendig.
das Dach einer Hütte zu brennen be-
Zeitweise musste die Gesamtleistung
gann, wurden die Kräfte abgezogen, bei
auf bis zu 3.600 l/min pro Hütte er -
der Nachbarhütte eine Riegelstellung
weitert werden.
aufgebaut und versucht diese zu halten.
Der starke Wind erschwerte jedoch die
2. Wärmereflexion Arbeit, denn brennende Schilfteile flo-
Dieses Phänomen hat am Anfang selbst gen bis zu 150 Meter weit durch die Luft
erfahrene Feuerwehrmitglieder über- und setzten auch weiter entfernte Hüt-
rascht. Aufgrund der starken Brandlast ten in Brand. Zudem drohte der Brand
und des vorherrschenden Windes, be- auf den Schilfgürtel überzugreifen. Die-
gannen durch Wärmereflexion von der ser breite Schilfgürtel geht durchgehend
Wasseroberfläche benachbarte Hütten von Fertörakos bis Mörbisch, und be-
bzw. Steganlagen von unten zu brennen. dingt durch die Wetterlage hätte der
Die Wärmereflexion von der Wasser- Brand nach dem Übergreifen nicht
oberfläche war dermaßen stark, dass mehr unter Kontrolle gebracht werden
Plastikteile (Verrohrungen an der Un - können.
terseite der Hütte) schmolzen bzw. zu
brennen begannen. Einsatzerfolg mit
massivem Wassereinsatz
3. Brandausbreitung Daher wurden die Wehren Oslip,
Schilfdach Trausdorf, Donnerskirchen, Siegendorf,
Im Zuge des Einsatzes wurde festgestellt, Schützen und St. Georgen mit ihren
dass es aufgrund des vorherrschenden Tragkraftspritzen aus Österreich nach -
Starkwindes nicht möglich war, ein alarmiert und sämtliche Einsatzkräfte
Schilfdach, das an einer Stelle zu bren- schützten mit extremsten Wassereinsatz
nen begonnen hatte, zu löschen. Sobald die letzten drei Hütten erfolgreich.
die Flammen das Schilfdach erreicht Insgesamt waren aus dem Burgenland
hatten, musste die Seehütte aufgege- fünf Einsatzboote, 17 Einsatzfahrzeuge,
ben werden. Es wurde anfangs versucht, neun Tragkraftspritzen und rund 110
einen Entstehungsbrand am Schilfdach Feuerwehrmitglieder im Einsatz. Letzt-
von der Fläche von ca. 1 Quadratmeter endlich sind zehn Seehütten durch den
mittels Wasserwerfer, einem B-Rohr und Brand völlig zerstört worden, ungefähr
zwei C-Rohren zu löschen, doch trotz die gleiche Anzahl an Hütten konnte
des massiven Wassereinsatzes stand jedoch vor den Flammen gerettet wer-
das gesamte Dach binnen 10 Minuten den. Gegen 19.30 Uhr konnte die letzte
in Vollbrand und weitere 10 Minuten burgenländische Feuerwehr wieder ins
später die gesamte Hütte. Feuerwehrhaus einrücken.
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