Page 19 - Die Wehr 2015 03-04

Im Jahre 1955 wurde Wittich zum Orts- Ludwig den Verletzten kurzerhand und Bis zu seiner Pension und auch danach
feuerwehrkommandanten ernannt und band das Bein ab. Der Verletzte wurde in war er stets bei allen Bewerben und
zum „Feuerwehr-Abteilungskomman- das Krankenhaus Kittsee gefahren und Veranstaltungen der Feuerwehr dabei.
dant“ befördert. Diese Funktion hatte überlebte durch das schnelle Eingreifen
er bis zum Jahre 1966 inne. von Wittich den Unfall. Im Jahr 2008 ereilte ihn jedoch ein
Schicksalsschlag. Durch eine Gehirn-
Ausbildungen in Form von Lehrgängen Vater und Sohn blutung muss te Wittich operiert werden,
gab es erst nach dem Krieg. Wittich bei der Feuerwehr wobei die Operation nicht ohne Kompli-
nahm dieses Angebot des Landesfeuer- Seine Einstellung zur freiwilligen Feuer- kationen verlief. Er trug eine teilweise
wehrverbandes gerne an und besuchte wehr konnte Wittich erfolgreich auch in halbseitige Lähmung davon, welche bis
sämtliche damals angebotenen Kurse. seiner eigenen Familie weiter vermit- heute anhält und ihn seither in seiner
Sein Feuerwehrwissen war dadurch teln. So trat auch sein Sohn Ludwig Mobilität sehr einschränkt: „Mehr als
sehr umfassend und ergänzt mit zahl- Wittich jun. der Feuerwehr bei. Er ist 20 Schritte kann ich nicht mehr gehen,
reichen Erfahrungen. Daher trat man mittlerweile pensionierter Zugskom- ohne mich hinzusetzen.“ Dies hat auch
seitens des Landesfeuerwehrkommandos mandant der Berufsfeuerwehr Wien zur Folge, dass er heute keine Veranstal-
Burgenland an Wittich heran, um ihn und erzählt ebenfalls gerne über ge- tungen der Feuerwehr mehr besuchen
als Hauptbewerter für den ersten Lan- meinsame Einsätze mit dem Vater. So kann, was er sehr bedauert.
desfeuerwehrleistungsbewerb 1956 in kämpften beispielsweise beide Feuer-
Neusiedl am See zu gewinnen. Heute wehrmänner in Gattendorf gegen die Identifikation mit der Feuerwehr
meint er, dass er damals sehr streng be- Flammen, wo ein Sägewerk in Flammen hat sich geändert
wertet habe und daher in den Jahren stand und wo aufgrund von Wasser - Zurückblickend hat sich vor allem die
darauf „nur noch“ als normaler Bewerter mangel kilometerweit Schlauleitungen Identifikation der Mitglieder mit der
eingesetzt wurde. zur Leitha gelegt werden mussten. freiwilligen Feuerwehr geändert, meint
Wittich. Vor allem bei den jungen Leu -
Wittich als Lebensretter Berufung in das ten hätte er dies beobachtet. Früher war
Im Laufe der Jahre wurden viele Einsät - Bezirksfeuerwehrkommando es selbstverständlich, dass die gesamte
ze gemeistert. Ein Einsatz aus früheren Seine Arbeit und sein Engagement blie- aktive Mannschaft zu Übungen und
Zeiten hat ihn jedoch besonders ge- ben auch auf Bezirksebene nicht un - Veranstaltungen erschienen ist. Heute
prägt: Am Ortsende wurde Getreide ge- bemerkt. 1968 wurde Ludwig Wittich sind es oft nur noch recht wenige Leute,
droschen, und der sogenannte „Speiser“, zum Bezirksfeuerwehrinspektor ernannt die hierzu ins Feuerwehrhaus kommen.
also der Arbeiter, der das abgeschnittene und in weiterer Folge zum Brandrat be- Genau hier gilt es auch anzusetzen,
Getreide händisch in die Dreschmaschine fördert. Diese Funktion sowie die Mit- meint Wittich. Die Rekrutierung neuer
warf, kam mit einem Fuß in die Dresch- gliedschaft im Bezirksfeuerwehrkom- Feuerwehrmitglieder gerade im Bereich
trommel. Der Fuß wurde komplett abge- mando Neusiedl am See führte er bis zu der Feuerwehrjugend stelle sicherlich
trennt, und der Arbeiter wurde mit den seinem Ruhestand im Jahre 1982 aus. eine große Herausforderungen dar und
noch verbleibenden Sehnen und Mus- Wittich sen. hat in seiner erfolgreichen bedeute viel Arbeit für die Feuerwehr.
keln in die Trommel gezogen und steckte Feuerwehrkarriere zahlreiche Auszeich- Aber er ist sich in gewohnter kamerad-
fest. Da alle umliegenden Ärzte aus nungen und Ehrungen, sowohl aus dem schaftlicher Art und Weise sicher: „Wir
den Ortschaften nicht verfügbar waren, Burgenland als auch aus Niederöster- werden das schon schaffen!“
wurde Wittich verständigt, der in der reich, erhalten.
naheliegenden Mühle arbeitete und aus Sämtlich Urkunden von Lehrgängen, Das Bezirksfeuerwehrkommando Neu -
Kriegszeiten über entsprechende Er - Beförderungen und Ernennungen be- siedl am See dankt für das Gespräch
fahrungen in Erster Hilfe verfügte. Da wahrt er auf und präsentiert diese im und wünscht Kamerad E-BR Ludwig
das Zerlegen der Trommel sehr viel Zeit Gespräch mit LBDS Szankovich und Wittich viel Gesundheit und alles Gute
in Anspruch genommen hätte, befreite OBI Kroiss mit großem Stolz. für die Zukunft!

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